„Der Fromme von morgen wird ein ‚Mystiker‘ sein, einer, der etwas ‚erfahren‘ hat, oder er wird nicht mehr sein," prognostizierte der Theologe und geistliche Lehrer Karl Rahner. Und wirklich, der Durst nach Gott lässt nicht nach, aber oft fehlen uns die Erfahrungsräume. Oft wurden wir in unseren Biographien nicht hineingenommen in ein Selbstverständnis, vertraut mit Gott zu leben. Oft wissen wir nicht, wie wir Gott suchen sollen. Wie komme ich in eine Beziehung mit dem lebendigen Gott, der die Vorstellungen, die ich mir von Ihm mache übersteigt? Wie spüre ich die Präsenz des Ewigen? Wie höre ich, was Sein liebender Wille für mein Leben ist, wie ich Freude und Sinn finde? Kurz: wie geht beten?
Beten ist in Beziehung treten mit Gott. Auf vielfältigste Weise, gedanklich oder leiblich, mit Worten oder im Schweigen, in Gemeinschaft oder allein. In der Veranstaltungsreihe Lehre uns beten! bitten wir Ordensfauen und -männer uns in unterschiedliche Gebetsweisen einzuführen, die sich in der christlichen Tradition bewährt haben. Da ist zum Beispiel das sogenannte Stundengebet. Seit Jahrhunderten prägt es die Tagesstruktur der Mönche und Nonnen mit den uralten Texten der Psalmen, die Worte für jede Lebens- und Gefühlslage habe. Als Gottesdienst der Kirche verbindet es die einzelnen Betenden mit der weltweiten Gemeinschaft. Manche Orden laden ein, mit ihnen die "Stundenliturgie" zu feiern, manche Pfarren versammeln sich für die Vesper und die Laudes (das Abend-und Morgengebet) und viele Christen beten die "Zeiten" allein zu Hause oder bei der Zugfahrt.
Aber was ist ein Responsorium, warum ist da ein Sternchen im Vers und wie finde ich die Texte, die am heutigen Tag gebetet werden? Der Benediktinerabt des Wiener Schottenstiftes, Abt Johannes Jung OSB, wird uns an diesem Donnerstag, 24. September eine Einführung in die Theologie und Praxis des Stundengebetes (18:30- 19:30 Uhr im Quo vadis?) geben. Im Anschluss können wir gleich eine Erfahrung machen: die Schotten beten jeden Tag um 20 Uhr die Komplet in ihrer Kirche auf der Freyung, 1010 Wien.
Mit der Reihe Lehre uns beten! lädt das Quo vadis? ein, auf die Suche nach dem eigenen Kommunikationsmittel mit Gott zu gehen oder etwas Neues auszuprobieren. Jeder Abend verbindet Theorie und Praxis: Nach der Einführung in die Theologie der Eucharistischen Anbetung und Impulsen zur Gestaltung einer solchen Gebetszeit durch Sr. Anneliese Herzig MSsR bspw., dürfen wir eine Anbetungszeit bei uns halten. P. Josef Maureder SJ spricht über das Sakrament der Versöhnung als Element der Gottesbeziehung und leitet zu einer persönlichen Beichtvorbereitung an. Mit der Hl. Schrift zu beten und in der Betrachtung der biblischen Erzählungen die eigenen Lebensthemen in den Kontakt mit Gott zu bringen, zeigt uns P. Hans Brandl SJ in der Form der Ignatianischen Schriftbetrachtungen. Mit Sr.Christa Huber CJ üben wir unseren Leib in die Hinwendung zu Gott einzubeziehen. Mit dem Sonnengebet lernen wir einen Bewegungsablauf mit dem wir das Vertrauen in Gott leiblich vollziehen und unsere Sinne öffnen für die Erfahrung Seiner Gegenwart. Die einzelnen Termine finden Sie auf dem Flyer und in unserer Hompage.