„Als ich krank war, habe ich mir jemand Jüngeren gewünscht, der die gleichen Erfahrungen hat und auch aus dem Glauben schöpfen kann.“ Mit dieser Motivation war Sr. Doris Eder bereit, eindrucksvoll offen und behutsam die Geschichte ihrer Krebserkrankung zu erzählen. Unter dem Titel „Glauben in dunklen Stunden“ teilte die Schwester von der Kongregation der Helferinnen in Vortrag und Gespräch im Quo vadis? am vergangenen Montag, was sie in dieser Zeit als hilfreich erlebt hat, mit einer positiven Grundeinstellung die Therapie anzugehen, die Glaubenszweifel zu bestehen und nun sagen zu können, sie sei dadurch klarer und reifer geworden.
Die Diagnose Brustkrebs traf die damals 39- jährige Ordensfrau von der Kongregation der Helferinnen. Ein Jahr dauerte die Therapie mit Chemo, Operation und Bestrahlung. Die Fatigue begleitete sie weitere fünf Jahre währenddessen auch auf der anderen Seite der Krebs diagnostiziert wurde; weniger aggressiv, die OP und die kräfteraubende Bestrahlung genügten - die Volksschullehrerin konnte diesmal weiter in der Schule unterrichten: „Das war mir ganz wichtig: ein Stück Normalität.“
Sr. Doris will vorsichtig darüber sprechen, was ihr während der Krankheit geholfen hat. Was für die eine hilfreich ist, kann für andere ganz anders sein. Drei Bereiche waren für sie entscheidend: Beziehungen, der Glaube und die Bewegung in der Natur.
Von Anfang an hat sie gedacht: „allein schaffe ich das nicht“. Zumindest einen Menschen haben, bei dem man sich zeigen kann, wie man gerade ist, das findet die Ordensschwester notwendig. Und tatsächlich hat sie die Verbundenheit und Unterstützung von Freunden, Kollegen und Mitschwestern erfahren. Die Krankheit hat auch Beziehungen sortiert und herausgestellt, was wahre Freundschaft ist, wer im Leid bleibt und was nur oberflächlich war. Eine Unterstützung waren für Sr. Doris ebenso die professionellen Beziehungen. „Eigentlich sollte ein Gespräch mit der Psychoonkologin verpflichtend sein.“
Eine persönliche, tragfähige Christusbeziehung hatte die Ordensschwester bereits, als sie die Krebsdiagnose bekam. Die Beheimatung in der Gemeinschaft und der geistliche Rahmen des Ordenslebens hat ihr Halt gegeben und erfahren lassen, dass die Mitschwestern stellvertretend für sie glauben. Wenn sie sich von Gott verlassen fühlte, gab es andere, deren Zusicherung sie vertrauen konnte: Er begleitet mich, auch wenn ich Ihn nicht spüre. Die geistliche Begleitung ermöglichte ihr, die Verbundenheit mit Christus in seinem Pascha-Mysterium, dem Durchgang durch Leid und Tod in die Auferstehnung, zuverbinden. Dabei erschloss sich ihr das Charisma der Kongregation der Helferinnen vertieft: Menschen in Krisen zu begleiten mit der Überzeugung, dass Leid und Tod hat nicht das letzte Wort haben.
„Ich habe eine Therapeutin, ihr Name ist Natur“, zitiert Doris Eder und erzählt, wie sie trotz der Anstrengung, die das bedeutet hat, die Empfehlung ernst genommen hat, sich zu bewegen. In der Natur hat sie sich noch tiefer verbunden gefühlt als früher und ihre Heilkraft erfahren. Weiterhin regelmäßig hinauszugehen, gerade in stressigen Zeiten, gehört zu den Errungenschaften, die sie sich behalten hat.
Genauso wichtig sei ihr das Malen gewesen: „Dadurch habe ich ausdrücken können, was mich zutiefst beschäftigt hat und wofür ich keine Worte hatte.“
Sr. Doris gilt aus schulmedizinischer Sicht als genesen. Sie erlebt den Krebs wie ein gefährliches Tier, das jetzt mal gut im Käfig eingesperrt ist, aber das man im Blick behalten muss. Sie möchte der Krankheit nicht zu viel Raum geben, nur so viel wie nötig. Sie habe sich verändert, achte mehr auf ihre Bedürfnisse und formuliert sie klar, weiß, was ihr wichtig ist im Leben. Gesund, denkt sie, wäre sie nicht so schnell gereift. Ihre Erfahrungen ermöglichen ihr auch andere zu begleiten, die Leid erleben - es mit ihnen auszuhalten. Ein Leitsatz des geistlichen Begleiters ermutigte die Ordensschwester den Krankheitsweg anzunehmen: „Alles birgt in sich die Möglichkeit, mein Leben in Gott zu vertiefen.“